Von Panama Stadt fuhren wir auf dem Landweg direkt weiter nach Granada in Nicaragua. Die Gründe für uns Costa Rica auszulassen waren verschieden. Zum einen ist etwa Halbzeit der Reise, wodurch wir nicht mehr so viel Zeit für alle Länder haben, es ist in Costa Rica heiß und nicht zuletzt ist Costa Rica einfach teuer.
In Granada in Nicaragua war es dann zwar auch heiß, trotzdem gefiel uns der Ort sehr gut. Die Atmosphäre in der Stadt war toll. Vor den vielen kleinen bunten Häusern sitzen die Menschen am Abend in ihren Schaukelstühlen, für welche Granada bekannt ist. Wir haben uns die Stadt angesehen, wobei uns dichte Fliegenschwärme davon abhielten, zu lange am Nicaragua-See zu verweilen. Wir waren in den „Weißen Dörfern“, die inzwischen alles andere als weiß sind, und in der Apoyo-Lagune in einem Vulkankrater baden. Von den beginnenden Protesten haben wir außer einem Autokorso nichts mitbekommen, weshalb wir relativ unbedarft nach 2,5 Tagen nach León gefahren sind.
Die Fahrt nach León ging über die Hauptstadt Managua. Dort wurde, als wir ankamen, gerade friedlich demonstriert, obwohl wir bereits schwer bewaffnete Polizei sahen.
Auf dem Weg zu unserer reservierten Unterkunft in León hörten wir Schüsse und aus einer Straße rannten uns Leute entgegen. Uns wurde abgeraten, zu der Unterkunft zu gehen, weshalb wir uns spontan eine neue suchten und uns die nicht von den Protesten betroffenen Teile der Altsadt ansahen. Ich fand dabei León wunderschön.
Am Abend schwebte eine Rauchwolke über der Stadt, der Strom fiel für drei Stunden aus und das knallen von Schüssen und Sprengsätzen setzte sich durch die Nacht fort.
Am nächsten Morgen war alles wieder ruhig und beim Schlendern durch die Stadt sahen wir einen abgebrannten Staßenzug. Als wir Mittags wieder im Hostel waren, um uns eigentlich für eine Wanderung vorzubereiten, wurde uns mitgeteilt, dass der Busbahnhof geschlossen wurde. Daraufhin verwarfen wir unsere Tagesplanung und verbrachten den Nachmittag im Hostel. Kurz darauf kam auch die Köchin angerannt und berichtete, dass der Markt, wo wir noch einige Stunden zuvor waren, brenne.
Das Hostel wurde verbarrikadiert, die Straßen leerten sich, alle Geschäfte schlossen und die Stadt wartete auf das, was wohl kommen würde. Im Vergleich zum Vortag passierte jedoch wenig, bis auf dass sich der Status für Nicaragua auf der Website des Auswärtigen Amts dahingehend änderte, dass man von unnötigen Reisen nach Nicaragua absehen möge. Diese Änderung und die Erfahrungen des vorherigen Tages führten dazu, dass wir (wie noch viele andere) in der Nacht einen Shuttlebus nach El Salvador nahmen.
Puh… Dinge, die man sonst nur aus sicherer Entfernung in den PrimeTime-Nachrichten erfährt, wirken mit dem persönlichen Bezug plötzlich zum Greifen nah. Mir hat’s ein wenig den Magen verdreht… Die Entscheidung zwischen dem, was ihr da erlebt habt, und El Salvador ist aber auch ein bisschen wie die Wahl zwischen Pest und Cholera, oder?
El Salvador war tatsächlich ein echt schönes Land und die meisten El Salvadorianer super freundlich. Man darf nur nicht alleine wandern gehen, weil man dann eventuell auf weniger freundliche El Salvadorianer treffen könnte. Allerdings schade, dass wir aus Nicaragua heraus mussten. Auch dort war die Landschaft schön und die Menschen nett.
Vor ein paar Tagen haben wir Reisende getroffen, die zwei Wochen nach uns in Nicaragua waren. Die haben sich auch recht spontan dazu entschieden, aus Granada mit dem Taxi nach Honduras zu flüchten und wären wegen vieler Straßensperren kaum rausgekommen, wenn ihr Taxifahrer nicht so gut hätte verhandeln können… El Salvador war gewiss in der Situation das geringere Übel.
Oh, man! Das ist jetzt aber wirklich ein bisschen viel Abenteuer…
Oh, passt bitte gut auf euch auf!