Es mutete uns schon ein wenig merkwürdig an, vor den Protesten in Nicaragua in ein Land zu flüchten, das eine der höchsten Mord- und Entführungsraten der Welt hat. Doch die Begegnungen mit anderen Reisenden, die Allgemeinheit der Warnungen des Auswärtigen Amtes sowie Berichte aus Reiseblogs überzeugten uns, dem Land eine Chance zu geben.
Ich kann vorwegnehmen: Es hat sich gelohnt. Aufgrund der überstürzten Abreise hatten wir nur wenig Ahnung, wo wir ankommen würden. Die beiden Grenzen von Honduras passierten wir problemlos, auch wenn der erste Übergang wegen eines anscheinend defekten Fingerabdrucklesegerätes sehr lang dauerte. Auch die Tatsache, dass ich Sonjas Familiennamen angenommen hatte, sorgte für einige Lacher bei den Grenzbeamtinnen. Da lernt man als Millennial den Schengenraum zu schätzen.
Nach zwölf Stunden Fahrt in einem viel zu kleinen Bus mit einer viel zu schwachen Klimaanlage für viel zu viele Menschen erreichten wir El Tunco. Dieses Dorf ist das erste in einer Reihe von Dörfern, die an der Pazifikküste liegen und anscheinend weltbekannt für ihre Surfstrände sind. Wir fuhren mit dem Chicken Bus ein paar Dörfer weiter nach El Zonte, wo es nach Auskunft meiner Reiseapps etwas ruhiger zugehen sollte.
Zwar gab es dort viele Surfer, die die 2-3 m hohen Wellen entlang ritten, aber insgesamt blieb es angenehm ruhig. Das konnte allerdings auch an den nächtlichen Gewitterstürmen gelegen haben, die die Partylust dämpften und unseren Zeltplatz überfluteten. Dafür waren die Temperaturen zum Schlafen geringfügig erträglicher.
Beim Baden im warmen Meer ließen wir uns von den Wellen durchschütteln und bei meiner ersten Surfstunde lernte ich immerhin, das Surfbrett auszubalancieren, zu paddeln und darauf zu sitzen. Außerdem konnte ich bei meinem Surflehrer beobachten, wie der Kontakt mit einer Portugiesischen Galeere abläuft und dass das eine Erfahrung ist, auf die ich gerne verzichte. Ich lernte, dass Surfen schwieriger ist, als es aussieht und hohe Wellen an einem Felsenstrand für einen Barney (Surfersprache für „Anfänger“) wie mich eigentlich etwas zu gefährlich sind. Trotzdem schaffte ich es am Ende irgendwie unverletzt zum Strand.
Weil es uns in El Zonte zu heiß wurde, zogen wir nach drei Tagen weiter in die Berge nach Ataco an der berühmten(?) Ruta de las Flores. Ataco ist ein sehr schönes Dorf mit hübschen Wandmalereien und Kunsthandwerk inmitten von Kaffeeplantagen und Wäldern. Obwohl auch die Nachbardörfer ganz nett aussehen, gefällt uns Ataco am besten.
Hier kühlten wir uns etwas ab, gingen in den Wasserfällen Los Chorros bei Juayúa baden, ließen uns nach kurzer Wanderung mit einem Ruderboot über die Laguna Verde fahren und wurden auf dem Rückweg von freundlichen Polizisten auf der Ladefläche ihres Pickups mitgenommen. Wir aßen uns durch die lokale Auswahl an Pupusas, besuchten das wochenendliche Fressfest in Juayúa, besichtigten die umliegenden Dörfer und hingen in der Hängematte.
Weil damit schon ein Großteil der für Reisende sicheren und für uns interessanten Vorhaben in El Salvador ausgeschöpft sind, fahren wir morgen ganz früh weiter nach Antigua in Guatemala, wo ein feuerspeiender Vulkan auf uns wartet.
Was für hübsche Zeichnungen auf den Häusern. Ist die Echse echt und wie große ist sie?
Oh ja, die Echse war sehr echt. Wirkte allerdings oft wie eine Skulptur, weil sie sich stundenlang nicht bewegte, während sie im Schatten döste. Manchmal wurde sie von Mitarbeitern des Hostels durch die Gegend getragen, wenn der Boden unter ihr geputzt werden musste oder sie einfach im Weg lag. Ca. 1,5 m mit Schwanz, würde ich schätzen.